Artikel: Entwicklungshilfe

                                          Darf man Spenden an die Entwicklungshilfe als Beihilfe zu Mord bezeichnen?

                                          Ja man darf! Wie komme ich zu einer solchen erschreckenden Aussage?

       Die Harvard-Ökonomin Dambisa Moyo, geboren in Sambia, beklagt, dass in den letzten fünfzig Jahren eine Billion Dollar an Subventionen (Entwicklungshilfe) in Afrika verschwendet wurde. 1 Billion gegen Hunger und Elend, das kann doch nichts Schlechtes sein! Leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Die Wirklichkeit wie fast immer ist sehr Facettenreich, betrachten wir einige Beispiel wohin die Hunderten von Milliarden hinfliessen. Ein kleiner Teil kommt tatsächlich bei den Ärmsten an. Ein falsches Helferverhalten trägt bis heute wesentlich dazu bei, dass wir uns im Übermass für die Entwicklung Afrikas zuständig fühlen. Aus dieser Haltung heraus zu handeln verstösst gegen das Subsidiaritätsprinzip, weil es die Eigenverantwortung der Partner gering geachtet und behindert. Die Betroffenen werden selbst nicht gefragt, wie sie zur Entwicklungshilfe stehen und was ihnen ihrer Meinung nach helfen könnte. Afrikaner als Mündel zu betrachten, das ist die unausgesprochene Geschäftsgrundlage der allermeisten „Projekte“. Wie sehen namhafte Afrikaner das Thema „Entwicklungshilfe? Zu den schärfsten Kritikern gehören der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, der ugandische Journalist Andrew Mwenda, die Publizistin Akua Djanie aus Ghana, der nigerianische Schriftsteller Chika Onyeani sowie der ghanaische Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey. Sie wenden sich gegen eine abhängige Opfer- und Bittstellerrolle. „Die afrikanischen Länder haben bisher stets eine Politik der Sammelbüchse betrieben und immer nur gebettelt: mehr Hilfe, mehr Hilfe, mehr Hilfe. Genau das muss sich ändern, kann sich aber nicht ändern, solange die grossen Länder in Europa und anderswo selbst die Bedeutung der Entwicklungshilfe betonen“, sagt Themba Sono, Wirtschaftswissenschaftler aus Südafrika. Es ist schwer, die jahrzehntelang gelebte Entwicklungshilfe-Ideologie zu bekämpfen. Spenden nützen nichts, aber schaden viel. Das sagt nicht irgendwer, sondern die Ökonomin Dambisa Moyo in ihrem Buch „Dead Aid“. Sie schreibt, „Entwicklungshilfe macht Armut zum Dauerzustand“ ebenso kritisiert die Afrikanerin Axelle Kabou in ihrem Buch „Weder arm noch ohnmächtig“, am Elend sei nicht zuletzt die Entwicklungshilfe schuld.
Afrikanische Intellektuelle wie Andrew Mwenda schreiben, „Die Hilfe untergräbt die Entwicklung eines unbestechlichen und den Interessen der Bevölkerung dienenden Staatsapparates“, der Ökonom James Shikwati: „Entwicklungshilfe hilft Tyrannen bei der Unterdrückung“. Entwicklungshilfe raubt Afrikas Würde, Afrika braucht Unterstützung, aber keine Almosen. Die ausgestreckte Hand ist das Symbol des Kontinents. Das Geben und Nehmen festigt die Abhängigkeit Afrikas. Es missachtet die banale Erkenntnis, dass Entwicklung immer nur das kann, was Menschen und Gesellschaften für ihr Fortkommen selber leisten. Das Gleiche gilt für Tausende gescheiterte Entwicklungsprojekte, die nicht mit Null zu Buche schlugen, sondern mit einem Minus. Erträge aus sagenhaften Bodenschätzen erreichen nicht die Menschen in Form von mehr Wohlstand und Bildung, sondern fliesen in korrupte Taschen und finanzieren Kriege gegen die eigene Bevölkerung. Unzählige Europäer und US - Amerikaner profitieren von dieser Verwaltung der Armut, denn wenn sie erfolgreich wären, würden sie ihren Job verlieren. Afrika braucht einen fairen Handel und nicht Almosen. Es gibt viele gute Gründe, weshalb wir umgehend damit aufhören sollten, Geld für Hilfswerke in Afrika zu spenden.
Entwicklungshilfe unterstützt korrupte Politiker und macht Menschen in den Empfängerstaaten arbeitslos. Dazu später noch mehr.
Das allerschlimmste ist, dass ein grossteil der Spendengelder in die Taschen von Warlords, Rebellengruppen und Kriegstreiber fliesst. Ein nicht geringer Teil wird für Waffenkäufe eingesetzt und begünstigen und verlängern Kriege und damit verbunden Elend und Not. Wie gelangen die Hilfsgelder Europas und der USA in diese Kanäle. Die Spender glauben meistens allen Ernstes, die Hilfswerke mit den gewaltigen Mengen als Hilfsgütern würden mit offenen Armen empfangen. Ihnen würde alle Hilfe zu Teil um die Güter weiter zu den Ärmsten zu transportieren. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Bereits vor dem Löschen der Ladungen von Schiffen oder Flugzeuge fallen Zölle und Gebühren an, für den Weitertransport stehen Spediteure bereit, die im Besitz korrupter Beamten oder Politiker sind. Die Transportkosten sind meist ortsüblich um ein vielfaches höher. Führt der Weg durch Rebellengebiete müssen an den Checkpoints erneut Zölle bezahlt werden. In den Lagern werden erneut Gebühren fällig. Zölle, Gebühren, Abgaben und alles zulasten der Spendengeldern.
Das gilt natürlich nur für den Teil, der überhaupt zu Armen gelangt. Der kenianische Wirtschaftsexperte James Shikwati („Hilfe richtet mehr Böses als Gutes an“) beschrieb das darauffolgende Phänomen in einem Spiegel-Interview folgendermassen: „Dieser Mais landet im Hafen von Mombasa. Ein Teil wandert oft direkt in die Hände skrupelloser Politiker, die ihn an ihren eigenen Stamm weiterleiten, um damit Wahlkampf zu machen. Ein anderer Teil kommt auf den Schwarzmarkt. Dort wird der Mais dann zu Dumpingpreisen verscherbelt. Ein einheimischer Bauer kann seine Hacke gleich aus der Hand legen. Mit dem UNO-Welternährungsprogramm kann niemand mithalten.“ Entwicklungshilfe untergräbt Eigeninitiative und vernichtet Arbeitsplätze.
Diverse Insider beschreiben es noch offener:
Das Problem ist, der verheerende europäische Drang, Gutes zu tun, lässt sich leider nicht mit Vernunft in die richtigen Bahnen lenken. Die vermeintliche Hilfe verkommt meist zum Gegenteil, weil die Hilfe Warlords, Generäle und Rebellen mit gewaltigen Profiten versorgt, die sie aus dem Erlös der Hilfssendungen generieren. So wird aus der Hilfe eine gut geschmierte Kriegswaffe. Die Hilfswerke müssen vor solchen Tatsachen die Augen verschliessen, tun sie es nicht, sind sie weg vom Fenster, denn Dutzende andere Hilfswerke warten nur darauf, dass irgendwo ein Platz frei wird, den sie übernehmen können. Der Wettbewerb unter Hilfswerken hindert Entwicklungshelfer daran, Verbrechen publik zu machen. Sie getrauen sich beispielsweise nicht, den  Dieben die Stirn zu bieten, die sich illegal an ihren Lieferungen bedienen und damit Kriege finanzieren. Entwicklungshelfer fürchten sich vor schlechter Publizität und einbrechenden Spenden, wenn die Öffentlichkeit von den Diebstählen erfahren würde. Deshalb schweigen sie lieber – im Kollektiv.
Auch in anderen humanitären Gebieten wie etwa in Darfur missbrauchen diverse Akteure die Bemühungen der Hilfswerke. Dort fordern Militärs Abgaben für jeden Brunnen, der gebohrt wird. Zudem erheben sie an Ort und Stelle erfundene Steuern auf Reis, Zelte und Medikamente, die die Hilfsorganisationen einfliegen lassen. Von dem Ertrag beschaffen sie sich Waffen und Munition, mit denen sie noch mehr Menschen in die Flüchtlingslager oder in den Tod treiben.
Eifrigen Spendern ist das Buch „Die Mittleids-Industrie“ der erfahrenen holländischen Journalistin Linda Polman  dringend zu empfehlen. Sie ist überzeugt, dass die schreckliche Gewalt in vielen ärmeren Ländern erst durch die Entwicklungshilfe ermöglicht wird. Für den Missbrauch der Hilfsleistungen übernehmen die Hilfsorganisationen keinerlei Verantwortung. Also müssen die Spender diese Verantwortung übernehmen, indem sie den Geldhahn zudrehen. Diverse Stammeskriege wären ohne die enormen Summen die sie den Hilfswerken aus den Rippen schneiden kaum oder niemals in einer solchen Länge und Intensität möglich. Noch einmal unsere Spendegelder helfen mit beim Kriege führen und Töten!
Entwicklungshilfe als Waffe! „Wie selbstverständlich benutzt die äthiopische Regierung den Zugang zu Hilfsleistungen als Waffe, um Menschen zu beeinflussen und oppositionelle Gedanken zu bekämpfen,“, so Rona Peligal, Leiterin der Afrika-Abteilung von Human Rights Watch. „Wer sich nicht an die Regeln der Regierungspartei hält, verliert seinen Anspruch auf Unterstützung. Und doch belohnen internationale Geber dieses Verhalten mit immer höheren Summen an Entwicklungshilfe.“
Äthiopien gehört zu den weltweit größten Empfängern von Entwicklungshilfe; allein im Jahr 2008 erhielt das Land mehr als drei Milliarden US-Dollar. Die Bezirksregierungen erhalten direkte Unterstützung von den Geberländern und der Weltbank, um grundlegende staatliche Leistungen in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft und Wasserversorgung sowie ein Food-for-Work-Programm für den ärmsten Teil der Bevölkerung zu gewährleisten. Die wichtigsten bilateralen Geber sind die Europäische Union, die USA, Großbritannien und Deutschland.
85 Prozent der äthiopischen Bevölkerung leben im ländlichen Raum und 10 bis 20 Prozent sind auf Nahrungsmittelspenden aus dem Ausland angewiesen. Die ausländische Entwicklungshilfe für Äthiopien ist seit den 1990er Jahren stetig gestiegen und erreichte während des zweijährigen Grenzkonflikts mit Eritrea (1998-2000) einen zwischenzeitlichen Höchststand. Äthiopien ist heute das wichtigste Empfängerland in Afrika von Geldern der Weltbank und von internationaler Hilfe.
Im Jahr 2008 betrug das Gesamtvolumen der Hilfsleistungen an Äthiopien 3,3 Milliarden US-Dollar. Davon stammten 800 Millionen aus den USA, 400 Millionen von der Europäischen Union und 300 Millionen aus Großbritannien.
Äthiopien werden im allgemeinen gute Fortschritte bei der Umsetzung der Millenniumsziele der Vereinten Nationen bescheinigt. Viele der Zahlen, die dieser Einschätzung zugrunde liegen, stammen jedoch von der äthiopischen Regierung selbst und sind nicht von unabhängiger Seite überprüft worden.
Ein zusätzliches Dilemma eröffnet sich, wenn es um die humanitären Prinzipien geht. So fühlen wir uns den humanitären Prinzipien der Genfer Konventionen verpflichtet. Das heisst, wir müssen allen helfen, Neutralität ist oberstes Gebot. Wir dürfen nicht unterscheiden zwischen Freund und Feind. Ist das immer noch richtig? Die Frage stellt sich bei der Entwicklungszusammenarbeit genauso wie bei der Asylfrage. Als zu Zeiten Henri Dunants diese Prinzipien festgeschrieben wurden, kämpften Europäer gegen Europäer.
Warum sollte dies heute anders sein? In den anderthalb Jahrhunderten, die seit der Gründung des IKRK verstrichen sind, blieben die Prinzipien dieselben, obwohl sich die Kriege grundlegend verändert haben. Zu Dunants Zeiten wurden Kriege auf den Schlachtfeldern geführt und die Opfer waren in der Regel Militärs, heute sind die Opfer in erster Linie Zivilisten. Was ist daran nun so anders?
Anders ist, dass Hilfsorganisationen die Opfer immer als leidende Menschen ohne Ecken und Kanten darstellen. Nur leider sind die Opfer, für die gespendet wird, zu oft auch die Täter. Es wird suggeriert, sie hätten niemals eine politische Überzeugung oder eine schmutzige Vergangenheit, vor der die Spender zurückschrecken könnten. Westliche Medien verfilmten beispielsweise .herzzerreissende Reportagen über die Flüchtlingslager in Goma, in denen die Hutus sassen – jene Volksgruppe, die zuvor innerhalb von drei Wochen ca. 800‘000 Landsleute in Ruanda abgeschlachtet hatte. Das führte dazu, dass aus Mitleid Millionen von Franken an die Massenmörder gespendet wurden, dank denen sie ihren Genozid vom Hilfslager aus weiterführen konnten. Hilfswerks-Mitarbeiter helfen bedingungslos jedem. Für politische Hintergründe interessieren sie sich nicht. Das ist etwa so, als hätte man den Nazis während des Zweiten Weltkriegs Hilfsgüter zukommen lassen, weil die Soldaten in den Konzentrationslagern hungerten.
Betrachten wir das Beispiel „Goma“. In diesem Lager standen unzählige Hilfswerke bereit, um den Hutus zur Seite zu stehen. Im April 1994 begann der Genozid der Hutu an den Tutsi-Landsleuten. Zu Beginn trieben nächtelang verstümmelte Leichen auf dem Wasser der Flüsse. In weniger als einem Monat hatten Hutu etwa 800 000 ruandische Tutsi massakriert. Sie schlachteten die eigenen Landsleute mit Macheten ab, schlimmer als Vieh. Als ein Tutsi-Heer aus dem nördlich gelegenen Uganda ihren Stammesangehörigen zu Hilfe eilten, flohen die Hutu über die Grenze. Den Fernsehzuschauern in Europa flimmerten Bilder über die Mattscheibe, wie Tausende taumelnd und stolpernd auf der Flucht waren. Die Europäer, im Glauben, es handle sich um Überlebende der Abschlachtungen, griffen tief in die Taschen und spendeten Unsummen, um den armen Menschen zu helfen. In Wirklichkeit waren es nicht die Opfer, es waren die Täter, denen sie spendeten. Einige 100 000 Hutu flohen nach Tansania und Burundi. Die grösste Medienaufmerksamkeit genossen die Hutu, die in riesige Lager nach Goma flohen. Medienleute und Hilfsorganisationen stürzten sich auf die Hutu, um ihr vermeintliches Leid der Weltgemeinschaft zu zeigen und sie zu Spenden anzuhalten. Mit Erfolg, die entsetzlichen Bilder und Berichte lösten eine gewaltige internationale Spendeaktion aus, Regierungen, Hilfsorganisationen, Kirchen und wer sonst noch mit dem Klingelbeutel hausieren ging, lösten eine gewaltige Summe an Geldern aus. Je mehr Geld zur Verfügung stand, um so mehr buhlten humanitäre Organisationen um die Aufmerksamkeit der Gebenden. Wer mit den höchsten Sterbeziffern, mit den schlimmsten Elendsbilder von Choleratoten aufwarten konnte, der gewann den Spendenwettbewerb. Allein für die Soforthilfe kamen anderthalb Milliarden Dollar an Spenden zusammen. Über hundert Hilfsorganisationen aus zwanzig Ländern kämpften alleine in Goma um die Gebergunst. Aus dem Genozid an den Tutsi wurde ein PR-Krieg der Medien zugunsten der Hutu, den Verursachern dieses ganzen Elends. Trotz dieser gewaltigen Summen fehlte es oft an genügend Lebensmitteln, nicht dass die Spenden nicht gereicht hätten, aber die Konvois wurden auf dem Weg zu den Lagern überfallen, und aus den Lagern wurde von Milizen gestohlen. Abklärungen einiger INGOs ergaben, dass durchschnittlich sechzig Prozent aller Hilfsgüter gestohlen wurden. Einen Teil davon verbrauchten die Milizen selber, der Rest wurde verkauft, um erneut Waffen mit den Erträgen kaufen zu können. Aus Angst, dass das Aufdecken solcher Vorkommnisse die Spendengelder versiegen lassen würde, wurde von den Hilfswerken ein Mantel des Schweigens darüber gelegt. Ein Hilfswerk aus Kanada versuchte ihre Vorräte durch eine private Bewachertruppe zu schützen, mit dem Ergebnis, dass bei einem einzigen Überfall fünfunddreissig ihrer Wachleute erschossen wurden. Das Geschäft lohnte sich für die Hutu, konnten sie doch ganze Flugzeugladungen voller Waffen immer gleich cash bezahlen.
In Goma ging unter den Hilfsorganisationen der Spruch um: Füttere die Mörder oder gehe als Organisation selber zugrunde.
Nicht wenige Experten waren sich darin einig, ohne humanitäre Hilfe wären die Kämpfe schneller beendet worden, unzählige Opfer hätten überlebt.
Aber auch Europäer wie die USA setzen, oder setzten Entwicklungshilfe als Waffe ein. Entwicklungshilfe wurde und wird als politische Waffe benutzt. Deutschland spendete zur Zeit der DDR nur an Länder, die sich weigerten, die DDR als eigenständigen Staat anzuerkennen. Die USA suchte sich Allianzen mit dem Instrument der Entwicklungshilfe. Die USA wie auch Russland missbrauchen Entwicklungshilfe zur Einflussnahme der Nehmerländern.
Die USA und Europa missbrauchen Afrika ist seit über 50 Jahren als Versuchslabor der Entwicklungshilfeindustrie. Auch hilft die Entwicklungshilfe vor allem US-Farmern und EU-Bauern, ihre Überschüsse, bezahlt durch Steuergelder, loszuschlagen. Auch die Industrie und hier vorab die Waffenhersteller können sich in Afrika lukrative Aufträge sichern. In Afrika selber hat die Armutsbekämpfung so gut wie keine Fortschritte erzielt, im Gegenteil.
Warum spenden wir dann? Weil wir gute Menschen sind, wenn wir für Entwicklungsprojekte spenden. Die stets zu Hilfe eilenden Gutmenschen wollen angeblich nur das Beste. Machen wir denn das Beste, wenn wir Spenden? Nein, wir helfen zu töten. Nein, das machen wir nicht, werden die Meisten nun aufschreien!. Bis wir begreifen, dass kein Mensch mehr geboren werden darf, für den nicht genügend Nahrung, genügend sauberes Wasser und ein anständiger Platz zum Leben vorhanden ist. Hören wir auf, Symptome zu bewirtschaften, setzen wir alles daran, dass kein Kind mehr an Hunger und Elend sterben muss, wir sind es ihnen schuldig!
Sehe ich das Ganze falsch? Spenden wir einfach nur zu wenig? Müssen wir mehr Entwicklungshilfegelder sprechen, wie viele Politiker, vorwiegend aus dem links-grünen Lager, immer wieder fordern? Wir möchten doch alle Gutmenschen sein. Gibt doch die OECD pro Jahr über 150 Milliarden für Entwicklungszusammenarbeit aus, wie es neudeutsch heisst. Die Schweiz alleine alimentiert ihre Entwicklungszusammenarbeit mit jährlich 2,87 Milliarden Franken.
Seit Jahrzehnten propagiert die traditionelle Entwicklungspolitik, dass die Verbesserung der Lebensumstände in Afrika primär von der Höhe der eingesetzten Hilfsgelder abhängig sei. Entwicklungshilfe sei ein Gebot der Menschlichkeit, heisst es. Wer anderer Meinung ist, sei herzlos. An der Idee, etwas Gutes zu tun, wird festgehalten, obwohl die Realität diese schon längst widerlegt hat. Die meisten Entwicklungshilfegelder sind bisher nur zwei Gruppen wirklich zugutegekommen: Herrschaftscliquen mit ihrer Misswirtschaft und Veruntreuung in Afrika einerseits und dem Aufbau und Erhalt einer Entwicklungshelferökonomie in den Industriestaaten andererseits. Bei den Bedürftigen, der mittellosen Landbevölkerung, landet kaum Hilfe. Rund um humanitäre Hilfe ist eine wahre Industrie entstanden. Karawanen von Organisationen reisen mit den Geldströmen, um in immer wieder neuen Elendsräumen miteinander um einen möglichst grossen Anteil der Milliarden zu konkurrieren.
Hilfsorganisationen denken primär an sich selbst. Es gibt einen Interessenskonflikt der Helfer. Wenn die Entwicklungshelfer den Hunger in armen Ländern tatsächlich besiegen würden, verlören sie ihre Stelle. Sie tun also alles dafür, ihren Einsatz in den Krisenregionen zu verlängern. Damit spitzt sich auch das menschliche Leiden vor Ort weiter zu.
Falsche Entwicklungshilfe behindert die Eigeninitiative in Afrika. Das System muss dringend reformiert werden. Denn Menschen werden zur Untüchtigkeit erzogen - und die Industrieländer haben aus Partnern Bettler gemacht. Die Entwicklungshilfe für Afrika ist ein Segen für alle, die direkt an ihr beteiligt sind, auf Geber- wie auf Nehmerseite. Geberfunktionäre verdienen, zumal im Ausland, reichlich Geld, und viele derer, die die Hilfe in Empfang nehmen, wissen es in der Regel so anzustellen, dass ihre persönlichen Interessen dabei nicht zu kurz kommen.
Wir haben uns zu viel Zuständigkeit für die Lösung afrikanischer Probleme angemasst und die Menschen so "erzogen", dass es verständlich erscheint, wenn sie bei einem aufkommendem Problem zuerst ausländische Helfer anrufen, bevor sie fragen, was sie selbst für dessen Lösung tun könnten.
Dieses Bewusstsein sitzt tief in afrikanischen Köpfen. Diese Selbstentmündigung ist eines der schlimmsten Ergebnisse der bisherigen Zusammenarbeit. Falsche Entwicklungshilfe hat die Menschen abhängig gemacht, hat sie an den Zustand der andauernden Hilfe gewöhnt und so die Bildung von Eigeninitiative behindert. Diese in den Mentalitäten der Menschen angerichteten Schäden sind weit schlimmer als die enormen materiellen Verluste, die durch fehlgeschlagene Hilfe entstanden sind. Afrika ist übersät mit herumliegenden Traktoren, zerstörten Maschinen, heruntergekommenen Gebäuden.
Auch auf unserer Seite hat sich das Bewusstsein festgesetzt, wir seien dafür zuständig, Afrika zu entwickeln. Diese bemutternde Haltung, die in den Dritte-Welt-Kreisen des Nordens seit Jahrzehnten verbreitet ist, steht im Widerspruch zum Subsidiaritätsprinzip, das verlangt, dass helfende Agenturen, private oder staatliche, keine Aufgaben übernehmen dürfen, die vom Entwicklungsland selbst erfüllt werden können. Zweitens muss die Hilfe so gegeben werden, dass die Helfer sich so bald wie möglich zurückziehen können.
Das Subsidiaritätsprinzip hätte von Anfang an der Schlüssel für die Gestaltung der Zusammenarbeit sein müssen. In Wahrheit hat es eine viel zu geringe Rolle gespielt. Damit aber verdrängen sie afrikanische Eigendynamik und behindern deren Stärkung. Nach dem zweiten Lehrsatz dieses Prinzips soll sich die Hilfe so schnell wie möglich überflüssig machen. Allein für Deutschland wird die Zahl derer, die in der Entwicklungshilfeindustrie tätig und somit von ihr abhängig sind, mit bis zu Hunderttausend angegeben. Man stelle sich den Aufruhr vor, der entstünde, wenn jemand auf die Idee käme, diese Truppe abzubauen. Dabei ist dieses Ziel Teil ihrer Existenzberechtigung. De facto sind die Hilfswerke die neuen Kolonialherren und die neuen Besatzungsmächte.
Entwicklungshilfe hat seit Jahrzehnten unter Beweis gestellt, dass sie in der Regel das Gegenteil von dem bewirkt, was sie erreichen will. Hunderte Ökonomen, desillusionierte Helfer und die klügsten Köpfe aus den Nehmerländern haben in Büchern und Aufsätzen die Sinnlosigkeit des gut gemeinten Unterfangens dargelegt. Wer durch Afrika reist und die Augen aufmacht, sieht an jeder Ecke gescheiterte Projekte. Gerade die Lieblingsländer der Entwicklungshilfe, in die über Jahrzehnten viele Milliarden Euro geflossen sind, stehen heute oft schlechter da als früher. Wirksamer als Entwicklungshilfe wäre es, Handelshemmnisse konsequent abzubauen, damit die armen Länder Güter exportieren können. Besonders die Agrarpolitiker in Amerika und der EU spielen hierbei eine unrühmliche Rolle.
Ein grosses Problem ist fast überall die Erhaltung bestehender Strukturen. In Wartung wird nicht investiert und so verkommt die Infrastruktur, fällt Strom und Wasser aus, bis ein Geberland dieses wieder in Ordnung bringt. Lampedusa ist das Symptom einer Krankheit, die in den schlecht regierten Staaten Afrikas wurzelt. Um immer neue Lampedusas zu verhindern, müssten vor allem die Zustände vor Ort – durch Druck der Geber – viel entschlossener als bislang verändert werden.
Nein, die internationale Staatengemeinschaft hat im Jahr 2000 mit der Millennium Deklaration beschlossen, die Armut bis 2015 zu halbieren. Sind wir auf gutem Weg, das Ziel zu erreichen? Nein, aktuell leben über 2 Milliarden mit Unterernährung, über 800 Millionen leiden Hunger. Frauen, Männer und Kinder unter dem Existenzminimum, alle ca. 3 Sekunden stirbt ein Kind an Hunger. Warum? Weil wir zuwenig spenden?
Wir sind somit wieder bei der Entwicklungshilfe. Ja, Afrika braucht Hilfe! Hilfe, dass nicht länger geduldet wird, dass religiöse Missionare und Entwicklungshelfer den Menschen erzählen, Vermehrung sei Gottes Wille. Nennen sie mir ein Hilfswerk, eine Regierung, eine multinationale Organisation (Green Peace, WWF), die sich wirklich für Familienplanung einsetzt. Sie werden keine finden. Als grosses Erschwernis kommen noch die unzähligen MONGOs dazu (MONGOs = My Own non Governmental Organization). Dass hier vor allem die religiösen MONGOs obenauf schwimmen, liegt in der Natur der Sache. Der grösste Anteil machen US-Fundamentale aus, diese sind der am schnellsten wachsende Zweig der Helfer in der Not. Ob sie nur Bibeln verteilen oder Mahlzeiten, sie bezwecken nur eines, „ihre“ Religion an Frau und Mann zu bringen. Viel gründen im Schnellzugstempo Born-Again-Kirchen, hier halten sie ihre Travelling Salvation Shows ab. Meist finden sie ein dankbares Publikum, sind doch die meisten bildungsfernen Afrikaner religiös bis zu den Fussspitzen. Ein Religionsführer aus Texas hat ausrangierte Kreuzfahrtschiffe zu Spitalschiffe umgerüstet. Auf diesen wird nun wie am Fliessband operiert. Nach den Operationen werden die Patienten ihrem Schicksal überlassen, da ist keine Nachbehandlung vorgesehen. Das Ganze hat nur den Zweck von PR-Aktionen. Wenn die Patienten aus ihrer Narkose aufwachen, werden sie rund um die Uhr über Monitore in Duzenden von Sprachen und Dialekten mit Filmen über das Leben Jesus zugedeckt. Nichtchristen werden, oft noch am Tropf hängend, zu solchen bekehrt.
Dabei ist längst bewiesen, dass dort, wo Rechtsstaatlichkeit und die Respektierung grundlegender Menschenrechte fehlen, sich Korruption breitmacht. Dort bringen Entwicklungshilfegelder nichts, weder Menschlichkeit noch Wachstum. Insofern bestätigt sich auch hier, dass Wohlstand und Wohlfahrt nicht durch Verteilung entstehen, sondern durch Bildung, unternehmerische Kreativität, Innovation – und durch gute staatliche Rahmenbedingungen.
Die Bevölkerung in Subsahara-Afrika hat sich, seit 1990 fast verdoppelt. Nigeria hat 160 Millionen Einwohner. Uno-Prognosen sprechen von einem Anstieg auf 730 Millionen bis zum Jahr 2100. Mit diesem extremen Bevölkerungszuwachs werden sich keine Wohlstandsfortschritte erreichen lassen. Wer soll diese Menschen ernähren? Die Hilfsindustrie setzt sich nicht mit diesen Tatsachen auseinander und macht stattdessen für die fortgesetzte Notlage Afrikas den angeblich reichen Westen verantwortlich – und sichert sich eine glänzende Einkommensquelle. Nächstenliebe mag sich gut anfühlen, doch sie löst keine Probleme in einer nachhaltigen Form. Die Armen würden lieber selbst aktiv werden. So wie das Geld der Euro-Retter in Wirklichkeit nicht den notleidenden Menschen in den Schuldnerstaaten zugutekommt, sondern den Gläubigerbanken, so hat Entwicklungshilfe korrupte Machthaber finanziert und stabilisiert. Viele afrikanische Ökonomien kranken daran, dass es dort kein funktionierendes Steuersystem gibt. Ohne Entwicklungshilfe müssten die Regierenden Gewerbe, Landwirtschaft und Handel fördern, Steuern erheben – und wären so dem Volk verpflichtet.
Wenn in bestimmten Regionen Afrikas eine Dürre herrscht, schreien korrupte Politiker sofort nach mehr Hilfe. Europa und Amerika liefern nach solchen Hilfeschreien jeweils tausende Tonnen Lebensmittel. Wir spenden überwiegend hochsubventionierten Mais und Weizen von europäischen und amerikanischen Landwirten.
Weil bei solchen Preisen niemand beim UNO-Welternährungsprogramm (WFP) mithalten kann, fehlen auch die landeseigenen Reserven. Da braucht es wenig und die nächste Hungerkatastrophe nimmt ihren Lauf.
Entwicklungshilfe verunmöglicht wirtschaftlichen Fortschritt in armen Ländern. Viele vom Gewissen geplagte Spender glauben, dass die Menschen in Afrika ohne ihre Hilfe verhungern würden. Sie irren sich. Nichts gegen Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Entwicklungshilfe bewirkt aber oftmals genau das Gegenteil von dem, was beabsichtigt war.
Wenn Hilfsgüterlieferungen ausblieben, müssten sich Menschen in den betroffenen Regionen darum bemühen, Handelsbeziehungen zu umliegenden Staaten aufzunehmen und die Nahrungsmittel dort einzukaufen. Nahrung ist nämlich reichlich vorhanden. Das würde die Afrikaner dazu zwingen, ihre Infrastruktur selbst zu verbessern sowie Gesetze zu schaffen, die die Marktwirtschaft begünstigen. Spätestens seit David Ricardo wissen wir, dass in einem System mit Freihandel am Ende alle besser dastehen. Die Entwicklungshilfe schafft jedoch Anreize dafür, dass Handel gar nicht erst aufkommt, der für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas so dringend benötigt würde.


Wichtig! Ende März werde ich in einem neuen Buch ausführlich über die Problematik der Entwicklungshilfe schreiben.

Dieses Buch erscheint jedoch „nur“ als E-Book.

© Kurt Schmid